Des Winterschwimmers Freud, des Winterschwimmers Leid

09.02.2015

Auf der Eisachterbahn durchs Wochenende

Da sich am Samstag kein Mitschwimmer finden ließ, begleitet Robby mich zum Training im See. Durch die kalten Temperaturen waren die meisten der umliegenden Seen gefroren. Der Abenberger Weiher - komplett zu, Igelsbachsee - am Ufer einige Meter zu, nur in der Mitte offen, also auch nicht gut beschwimmbar, später habe ich gesehen, dass auch sowohl der große als auch der kleine Rothsee zu gefroren sind. Am großen Brombachsee hatten wir Glück, in Enderndorf kein Eis, mein Pool für den Tag war also gefunden. Ordentlich kalt war es schon mit -4 Grad Luft und 2,2 Grad Wasser (gemeldet am Seepegel), ich war aber auch schon in kälterem Wasser unterwegs. So bereitete ich mich vor wie gehabt, die Klamotten griffbereit in der richtigen Reihenfolge ausgelegt, Ohrstöpsel, Kappe, Brille auf und ab ins Wasser. Huuuuch, ist das kalt heute! Atmen, ruhig bleiben. Bis zum Knie bin ich schrittweise ins Wasser gegangen, bekam da aber Schmerzen in den Beinen. Noch einmal zurück, zweiter Versuch. Nix war es, die Schmerzen blieben und ließen auch nach einer Weile stehen im kalten Wasser nicht nach. Es war eine komplett neue Erfahrung, ich bin einfach nicht weiter ins Wasser gekommen. Sehr seltsam. Ich hab den Versuch abgebrochen, mich wieder angezogen und ab nach Hause.

Hier kam ich dann sehr ins Grübeln, was da los war. Ob ich mich zu sehr verzärtelt habe mit den dicken Winterjacken in den letzten Tagen, dadurch dass ich mir "erlaubt" habe zu frieren. Ja, denn auch das ist steuerbar, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Wenn ich mir selbst sage, es ist ok, entspannt dich, dann friere ich nicht oder wesentlich weniger, als wenn ich von Anfang an über die Kälte jammere. Meine Gedanken reichten von "Mist, mein Körper macht nicht mehr mit" über "vielleicht doch in der kalten Badewanne trainieren" bis zu "oder doch die Aurach als Trainingsgebiet mitten im Dorf nutzen, da kann ich mich daheim umziehen und aufwärmen" Kurz, das Erlebnis hat sehr an mir genagt!

Zum Glück war nachmittags noch Masterstraining im Hallenbad. Das ist für mich das forderndste meiner wöchentlichen Trainings und lief an dem Tag sehr gut für mich. Der Plan kam mir sehr entgegen, da ich, wenn wir wie an diesem Tag die Lagen als 50 m-Abschnitte schwimmen, keinem im Weg sein kann. Dadurch kann ich mich besser auf die fremden Lagen konzentrieren und schaff dann auch mal das Delphin-Programm :-) Mein Zuckerl bekam ich beim letzten 100er der letzten Kraulpyramide. Der ging in 1:25 min weg, was für mich schon eine sehr gute Zeit ist!

Doch die Freiwasserschmach hing mir nach. Darum hab ich meine Familie gebeten, es am Sonntag nochmal mit mir und dem See zu versuchen. Diesmal wussten wir ja zumindest an welchen See wir fahren müssen. Auch meine mentale Vorbereitung war wesentlich besser, da ich die diesmal ganz bewusst gemacht habe. Nervös war ich trotzdem, was wohl passieren wird. Den Gedanken, was ist, wenn es wieder nicht klappt, habe ich ganz weit weg geschoben, da war er aber wohl. Der Fokus lag aber auf der Visualisierung eines erfolgreichen Schwumms. Mit mir selbst habe ich das Abkommen getroffen "rein, etwas Brust schwimmen, sehen was passiert"

Die Vorbereitungen liefen wieder wie immer ritualisiert ab, etwas mehr Publikum hatte wir an diesem Tag. Die nahmen aber erst keine Notiz von uns, zumindest hab ich nichts bemerkt. Das Wasser hatte immer noch 2,2 Grad, die Luft war etwas wärmer bei -1, aber es war windig. Nun gut, rein ins Wasser. Diesmal ging ich zügig bis zum Bauch in den See, hab die Uhr angeworden und bin losgeschwommen, als wäre nie etwas gewesen. Einige Züge Brust, die Atmung normalisierte sich schnell, ich konnte problemlos ins Kraulen übergehen und kurz darauf auch in den Dreierzug. Den musste ich noch mal abwechseln mit 2er, dann lief das aber stabil. Es kam auch etwas der Genuss durch :-)

Die Spaziergänger waren mittlerweile auf mich aufmerksam geworden, ich wurde wohl fotografiert und eine Frau steckte mal die Hand ins Wasser um sie mit einem "Huuuh, kalt" sehr schnell wieder raus zu ziehen.

Ich bin etwa 5 min geschwommen, dann erinnerte ich mich an mein mit mir selbst getroffenes Abkommen und hab die Einheit beendet. Heute ging es nicht um lange oder weit, sondern nur darum überhaupt zu schwimmen und zu merken, dass es durchaus noch geht. Entsprechend groß war meine Euphorie danach! Strahlend Warmzittern hat auch was für sich und ich hätte die ganze Welt umarmen können :-)

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